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Araraquara; Hinterland Sao Paulo

Veröffentlicht am 20.12.2013

Ab ins schöne Hinterland! Das war mein Motto für die vergangene Woche!

Ab ins schöne Hinterland! Das war mein Motto für die vergangene Woche! Denn hier bei Andritz in Brasilien ist nicht die ganze Firma in Sao Paulo/Barueri/Alphaville konzentriert, sondern auf mehrere Standorte verteilt, die in der Historie unserer Firma verwurzelt sind, da mehrere Firmen von Andritz gekauft und zur Andritz Hydro verschmolzen wurden.
So kommt es, dass der Prüfstand für hydraulische Modellversuche, die Engineering Abteilungen für Generator und Turbine und die große Fertigung in Araraquara, ca. 3h von Sao Paulo entfernt liegen.
Da leider keiner meiner Kollegen aus Alphaville am Montagmorgen diese Richtung einschlagen musste, bleib mir nichts anderes übrig, als mit einem der beiden Werksfahrer (die normale wichtige Gäste und die Geschäftsführer chauffieren) im firmeneigenen gepanzerten A4 über die Autobahn zu düsen!

Auch wenn ich vom Wochenende mit Geburtstag am Strand noch etwas arg müde war, ein Erlebnis wars allemal, zumindest konnte ich etwas Landschaft bewundern und der arme Vagner (Ja, der heißt wirklich so) hatte auch keine andere Chance als sich mit mir über sein Heimatland, die Leute und deren Gepflogenheiten zu unterhalten. ;-)
Und die Landschaft ist wirklich interessant, obwohl sehr stark durch menschlichen Einfluss geprägt; wo eigentlich Regenwald, Gestrüpp und Dschungel sein sollte, ziehen sich endlose Zuckerrohr-Felder bis zum Horizont, die Basis für Cachaça und leider auch ein notwendiges Übel der eigentlich sehr begrüßenswerten Neigung der Brasilianer zum Bio-Treibstoff, hier gibt’s an jeder Tankstelle Ethanol E85 und fast alle neu verkauften Autos hier können damit fahren, das sollte uns Deutschen mal doch etwas zu denken geben!!

Abgesehen davon herrscht hier im brasilianischen Winter eine unglaubliche Hitze, ohne Klimaanlagen im Büro ließe sich das hier nicht aushalten. Dass es hier immer warm sein muss kann man auch an manchem Restaurant oder den Fabrikhallen sehen, die teilweise einfach nur 3 Wände haben und zu einer Seite offen sind (ohne Schiebefenster o.ä.). Und allgegenwärtig ist die ganz typische rote Erde, deren Staub einfach überall hängt, nach meiner Rückkehr muss ich erst mal meine Klamotten richtig waschen!
Aufgrund dieser Hitze und des sehr trockenen Klimas haben hier viele Leute auch gar kein Auto, sondern nur ein Motorrad, es gibt sogar Mototaxis hier; Die Fahrer haben entsprechend auffällige Westen an und einen zweiten Helm dabei; bei Stau wohl die schnellste Art, von A nach B zu kommen…
Wenngleich die „Motorräder“ hier eher unseren Mofas ähneln und fast so laut sind wie meine alte Herkules, als der Krümmer abgefallen war! Und die meisten haben eine Art Radioantenne auf dem Lenker; da habe ich mich allerdings aufklären lassen, dass das natürlich keine Antennen sind sondern kleine Messer an Teleskopstäben, die die Fahrer vor quer über die Straße wehenden Drachenschnüren aus Nylon schützen sollen. Es gab hier wohl schon mehrere Tote durch Strangulation mit diesen Schnüren, denn Drachen steigen lassen ist manchem einfachem Wohngebiet ähnlich beliebt wie Fußball spielen oder Trinken, um sich vom harten Alltag in der brasilianischen Unterschicht abzulenken…
Ich habe stattdessen lieber den Fernseher im Hotel bemüht, und mir doch tatsächlich Zweiohrküken im O-Ton mit brasilianischen Untertiteln angeschaut; der 3-Stunden-Rosenkranz-Marathon auf dem Bibelkanal war mir dann doch zu heftig!
Und auch erschreckt musste ich feststellen, dass ein regelrechter „Sommerhit“ in Europa namens „Rap das Armas“ (Raparaparapa para papa; einfach bei Youtube suchen, wird euch allen bekannt vorkommen) hier in Brasilien eigentlich verboten ist; wenn man den Text dazu im Internet sucht, ist auch klar warum…

Ansonsten gibt’s nicht viel Neues, die Zeit vergeht wie im Flug und ich stecke jetzt voll in den Vorbereitungen auf die dreiwöchige Reise mit meiner Frau, die ich nach langer Trennung in vier Wochen endlich wiedersehen darf!