Schöne heile Shoppingwelt

Nach dem Touri-Programm letztes Wochenende wollte ich mal sehen, was die Einheimischen so machen und dem guten Rat meiner brasilianischen Arbeitskollegen folgend habe ich mich ein einen jener glänzenden Konsumtempel gewagt, deren Besuch allein auf dem südamerikanischen Subkontinent wohl schon als Statussymbol gilt...
Alles sauber, nur gut gekleidete Menschen und massenweise Wachpersonal das darauf achtet, dass die Besucher auch ja nicht von der Außenwelt belästigt werden.

Natürlich muss ich schon zugeben, dass der komplett eingedachte Komplex über eine große Auswahl an kleinen Läden und Boutiquen verfügt und ich hab auch verschiedene kleine Imbisse und Saftläden entdeckt, die ausnahmsweise mal was Gesundes verkaufen und zumindest den Anschein erwecken, dass sie ein gewisses Umdenken in der Wegwerfgesellschaft anregen wollen, indem sie nicht jede Milchtüte einzeln in Einweg-Wegwerf-Plastiktüten verpacken ;-)
Und außerdem gab’s auch noch ein gutes Restaurant namens "Braugarten" mit Erdinger vom Fass und Kassler mit Sauerkraut als Spezialität des Hauses; das konnte ich mir aber grad noch verkneifen und bin vorher in die Churrascaria abgebogen zu lecker gegrilltem Rindfleisch, natürlich wie alle anderen Gerichte hier auch serviert mit Reis und Feijoada, einer ganz speziellen aber sehr leckeren Bohnensauce!
Dazu gibt’s für mich dann meist ein einheimisches Bier, das gar nicht sooo schlecht ist oder die berühmt-berüchtigte Guaraná-Limonade, die aus den Beeren einer Amazonas-Liane hergestellt wird, einen hohen Koffeingehalt aufweist und geschmacklich zwischen Gummibärchen und Red Bull eingeordnet werden kann; auf jeden Fall aber hier deutlich beliebter als Cola und das völlig zu Recht!

Aber auch die recht große Auswahl an frischen Fruchtsäften ist hier in Brasilien nicht zu verachten, auch wenn ich den Verkäufern meist auf die Nerven gehen muss, mir den Geschmack zu beschreiben, weil ich die Namen der meisten Früchte noch niemals gehört habe, oder hättet ihr gewusst, was ein/eine Carambola, Pitanga oder Graviola sein soll? (Von Ananas, Papaya, Mango, Kokosnuss, Granatapfel und co mal abgesehen)
Da verwundert es auch nicht, dass gerade die etwas besser gestellten Brasilianer sehr auf ihre Mundhygiene achten müssen und so trifft man sich regelmäßig in der Mittagspause auf der Toilette zum gemeinschaftlichen Zähne putzen, bei uns genauso seltsam wie die "BüroDienstAngestellten", die original wie in alten Filmen in schwarzen Kostümen mit weißen Schürzen und Haarschleifen im Büro putzen, den Müll wegräumen und in den Besprechungszimmern Kaffee- und Wasser-Bestellungen entgegen nehmen; Ach ja, der Kaffee ist den Brasilianern natürlich heilig, drum gibt’s den hier auch kostenlos, genauso wie das Mittagessen...

Das waren also meine Erfahrungen mit einem typisch brasilianischem Wochenende hier in Alphaville, außerdem hab ich noch den kleinen "Stadtpark" besucht, der das Gebiet rings um den Hügelspitze beinhaltet, an dessen Fuß der Stadtteil Alphaville ursprünglich mal gegründet wurde und von dem man mal bestimmt eine tolle Aussicht auf die umliegende Gegend hatte, bevor er mit 30-stöckigen Wohnhäusern eingekreist wurde; aber irgendwo müssen die Menschenmassen ja auch wohnen!
wenigstens habe ich zum ersten Mal richtige Wolken gesehen und da ich auf einem kleinen Umweg "hinten rum" zurück gelaufen bin habe ich einfachere Häuser und zwei aus der Favela hierher verirrte Straßenhunde gesehen, schon ein krasser Gegensatz zum Shoppingtempel, dessen polierte Steinböden dutzende Angestellte mit Tennisbällen an Stöcken eifrig und ständig von den Striemen schwarzbesohlter Turnschuhe gereinigt haben und wo es völlig normal ist, das Portion Eis mit Früchten und Sahne zum Mitnehmen für 4 Euro mit der goldenen Kreditkarte zu bezahlen...